1998, Limonagebäude Weimar
Bild und Wand
Der Konflikt zwischen dem Bild und der Wand, welche das Bild gemeinhin zu tragen hat, ist ein historischer. Wesentliche gesellschaftliche oder religiöse Mitteilungen wurden im Mittelalter in Form von in die Wand gemalten Bildern verbreitet. Eine enge Verbindung zwischen Bildwand und Bildmitteilung war somit selbstverständlich. In der Rennaissance führte die Erfindung der Malerei auf Leinwand zu einem veränderten Verhältnis zwischen Bild und Wand. Aufgrund seiner Lösbarkeit von der Wandfläche und seines geringen Gewichtes konnte das Leinwandbild zu einem wandernden Objekt werden. Dieses Lösen des Bildes von der Wand ist ein Prozess, welcher bis heute anhält. Der Bildervorrat wird heute vornehmlich durch moderne Medien bereitgestellt. Dabei spielt die Wand als Mitteilungsfläche im Vergleich zu früheren Zeiten keine Rolle mehr. Die Präsentationsform der Ausstellung versucht diese Überlegungen in eine Materialform zu übersetzen.
Den Ausstellungstext konnte man sich durch Betätigung eines im Raum stehenden Kopierers ausdrucken.
Kleinere Formate versammelten sich auf zwei parallel zur Fensterfront gespannten Drahtseilen. Zusätzlich zu den Bildexponaten ließen wir noch einige hundert Granny Smith Äpfel Teil der Ausstellung werden. Diese verbreiteten einen angenehm fruchtigen Geruch und legten sich in amüsant sinnlicher Weise mit der Strenge der Architektur an.
Aus konventionellem Installationsmaterial konstruierten wir sogenannte Abstandhalter und ermöglichten es dadurch dem Bild, die Eigenschaften der Wand zu nutzen ohne mit ihr in Berührung zu kommen.
Durch die spezielle Präsentationsform konnte das Licht von beiden Seiten des Bildes eingefangen werden.