1999, Zitadelle Petersberg, Erfurt
Die Ausstellung 1.OG in der Zitadelle Petersberg vereint drei unterschiedliche Werkgruppen von Katrin Heesch und unternimmt dabei den Versuch die Präsentationsform sowohl aus den jeweiligen Werkstücken heraus zu entwickeln, als auch deren Beziehungen zum Raum in ein entsprechendes Verhältnis zu setzen. Die Ausgangsmaterialien der Bilder bleiben gleich. Hierbei handelt es sich um auf Keilrahmen aufgezogene Leinwand, Latex farblos bzw. Latex weiß und flüssiges Färbemittel.
« Zwischenräume »
In dieser Serie ist der oben genannte Ansatz Thema der Bildaufteilung. Hier wird durch zwei sich zueinander verhaltende Flächen die Beziehung zwischen zwei Dingen ermittelt. Sowohl das Maß als auch der Ort des weißen Auftrags stehen in Wechselwirkung zu den Parametern der Trägertafeln. Daraus ergibt sich die elfenbeinfarbene Restfläche, welche die durch Objekte veränderte bzw. erst möglich werdende Raumwahrnehmung aufzeigt.
« Rückseitenbilder »
Diese Arbeiten haben sich aus der Überlegung heraus entwickelt, den Farbauftrag so gering wie möglich zu halten und der Reflektion des Lichtes den Vorrang einzuräumen. Das Vorhaben führte konsequenterweise zur Verwendung der Rückseite der Leinwand und rückt das Farbmaterial buchstäblich in den Hintergrund. Die Reflektionsfläche wird nun durch das Zusammenwirken von purer Leinwand und nicht sichtbarem Auftrag bereitgestellt.
« Streifenbilder »
Der sich bei diesen Bildern durchschnittlich 250 mal wiederholende Vorgang des Farblasurauftrags geschieht streifenweise durch Abkleben von Zwischenräumen, wodurch die nach allen Seiten kriechende Latexflüssigkeit diszipliniert wird. Farbton, Breite und Position der ausschließlich horizontalen Farbstreifen werden empfindungsmäßig bestimmt und im Nachhinein notiert. Die Arbeiten stellen eine Möglichkeit dar, der uns in allen Bereichen umgebenden Komplexität eine Materialform zu geben. Dies geschieht durch die große Variationsbreite des Farbspektrums auf der einen und der mit bloßem Auge nicht mehr nachzuvollziehenden Streifendichte auf der anderen Seite. Sowohl in der Farbe, als auch in der Form. Durch die hohe Transparenz der Farben sowie der Verwendung von Pastelltönen bleibt eine konstante Helligkeit und Leichtigkeit erhalten. Das Besondere daran ist, dass die Bilder nach ihrer Fertigstellung zwar eine Atmosphäre von Sorglosigkeit vermitteln, während ihre Herstellung jedoch genau das Gegenteil einfordern. Nur durch ständige Sorgfalt kann am Ende der Eindruck von Sorglosigkeit vermittelt werden. In gewissem Sinne sind die Bilder Produkte konzentrierter Vorsicht. Die Verwandtschaft zu einem Seiltänzer ist naheliegend. Auch er muss ununterbrochen das Gleichgewicht halten und dem Seil folgen; sich also in immerwährendem Kontakt mit dem Material befinden.
Durch die horizontale Präsentationslage der Bilder und einer den Pflanzen ähnlichen Ausrichtung hin zu den Lichtquellen, konnte die geringe Menge an Helligkeit optimal genutzt werden.
Der Text war in Form von Papierrollen auf dem Boden verteilt und ermunterte die Besucher dazu, sich die Zeilen aufzuheben.
Die Streifenbilder lagen auf eigens für diese Ausstellung angefertigten Kupferdrahtkuben, deren Maß sich an der individuellen Größe jedes Exponates orientierte.
Eine Drahtseilkonstruktion markierte den Beginn des Ausstellungsbereiches und führte zu den großformatigen Objekten aus der Gruppe der "Zwischenräume". Diese schwebten in Referenz an die historische Kirchenarchitektur im 45° Winkel über dem Boden.
Jede Bildtafel wurde an zwei zwischen den Balken gespannten Drahtseilen befestigt.