2001, ACC, Weimar













Dass Poesie und Systematik sich nicht ausschließen müssen, beweisen die Streifenbilder von Katrin Heesch. Sie scheint von Beidem gleichermaßen durchdrungen zu sein und lässt in einem zeitaufwendigen Prozess Bilder von faszinierender Ausstrahlung entstehen. Die Exaktheit in der technischen Ausführung, die millimetergenaue Parallelität der Streifen und die erstaunliche Beherrschung des Materials stellen nur das vermeintlich Einzigartige dieser Arbeit dar. Die hier offensichtlich vorgetragene Klarheit setzt sich in dem Streben nach der vollkommenen Farbanordnung fort. Das Abstreifen von allem Überflüssigen bei gleichzeitigem Erkennen des Notwendigen wird mit jedem hinzukommenden Streifen neu demonstriert. Die Bilder sind entgegen vielen Vermutungen nicht als Illustration mathematischer Phänomene zu verstehen sondern das Produkt einer beständigen Wechselwirkung zwischen Künstler und Werk. Jeder Streifen markiert eine Entscheidung auf dem Weg zu reiner Poesie, zur Genauigkeit hinter der Technik. Neben der Genauigkeit, die bei der Herstellung der Bilder von großer Bedeutung ist und die sich am Ende in beeindruckender Weise in den Strukturen des Bildes abzeichnet, muss die Dimension der Zeit als weiteres charakteristisches Merkmal genannt werden. Es gibt wenige Künstler, die ihren Bildern ein solch hohes Pensum an Zeit widmen und noch weniger Bilder, in denen sich diese Strukturen auch ablesen lassen. Doch die Zeit scheint nicht als unendlich vorhandene Ressource behandelt und beliebig verschwendet zu werden. Die Künstlerin erreicht durch die Mittel der Konzentration, der Disziplin und der Geduld ein Optimum an Effektivität. Das Planvolle und zugleich Offene entspricht der Person Katrin Heesch, sie scheint mit den Streifenbildern ein äußeres Original ihrer Selbst gefunden zu haben.

C. Andersen, 2001